03.07.2025

Gedanken zum CSD 2025
Ein Versorgungsschiff der US-Marine wurde im Jahr 2021 auf den Namen „USNS Harvey Milk“ getauft. Jetzt hat die Marine „die Krieger Kultur des Militärs“ wiederhergestellt und das Schiff in „USNS Oscar V. Peterson“ umbenannt – zur Erinnerung an dessen beispielhafte Tapferkeit und Loyalität im Zweiten Weltkrieg.

Harvey Milk (1930 – 1978) diente als Offizier im Koreakrieg (1950 – 1953) – bis er eines schönen Tages 1955 offiziell zu seiner sexuellen Orientierung befragt wurde. Für seine ehrliche Antwort wurde er umgehend unehrenhaft entlassen. 22 Jahre später wurde er der erste offen schwule Beamte der Vereinigten Staaten.
Das war zweifellos ein Akt von Tapferkeit und Loyalität – in einer Zeit, in der homosexuelle Handlungen in fast allen Bundesstaaten der USA gesetzlich verboten waren. Kalifornien hatte gerade erst 1975 Schwule entkriminalisiert.

Noch in New York, wo er an der Rockoper „Jesus Christ Superstar“ mitarbeitete, hat die Politik ihn gepackt: „Ich wäre für mein Leben gern Bürgermeister von San Francisco.“ Bald zog er mit seinem neusten Freund nach San Francisco. 1973 eröffneten sie in der berühmt-berüchtigten Castro Street ein Fotogeschäft. Milk kandidierte erstmals für den Stadtrat – und scheiterte. Doch da trug er bereits den Spitznamen „Mayor of Castro Street“.

Denn kaum war er Beamter, stellte er seine Homosexualität laut und stolz zur Schau: „Ein Coming-out ist das politischste, was man überhaupt tun kann.“

Dank seiner enormen Popularität im Castro-Bezirk errang Milk 1977 endlich ein Mandat als Stadtrat und wurde Stellvertreter von Bürgermeister George Moscone (1929-1978). Auch Dan White (1946 – 1985), ein radikal-konservativer Vietnamveteran, Feuerwehrmann und Polizist, wurde in den Stadtrat gewählt. Der sollte bald zum Erbitterten Widersacher von Moscone und Milk werden.

Milk wusste, dass seine offene Homosexualität und sein politischer Erfolg Hass hervorriefen. Er schrieb sein Testament und prophezeite während des Wahlkampfs: „Wir werden unsere Rechte nicht einfordern können, wenn wir leise im Schrank bleiben. Wenn eine Kugel in mein Gehirn eindringt, soll sie jede Schranktür im Land zerstören.“

In mehreren Bundesstaaten – allen voran auch damals schon Florida – wurden damals Gesetze verankert, die die Rechte von LGBT-Personen massiv einschränkten. 1978 lag die landesweite Zustimmung zur Entlassung queerer Lehrkräfte bei 61 Prozent. Milk setzte mit seiner „Come out, come out“-Kampagne dagegen, worauf diese Proposition in Kalifornien scheiterte.

Dan White trat aus Protest gegen das Scheitern der Proposition zurück. Doch bald bat er Bürgermeister Moscone um Wiedereinsetzung – dieser lehnte ab. Als White erneut vorsprach, brachte er einen Revolver mit. Moscone lehnte abermals ab, eine Wiedereinsetzung war rechtlich ausgeschlossen. Aus Rage erschoss White den Bürgermeister mit vier Schüssen.

Dann ging er in das Büro von Harvey Milk und leerte das Magazin auf ihn. Danach stellte er sich freiwillig bei seiner alten Polizeidienststelle.

Twinkies sind ein widerlich süßer amerikanischer Snackklassiker – der Inbegriff von industriellem Junkfood: überzuckert, fettgetränkt und scheinbar ewig haltbar, der amerikanische Traum in der Praxis.

Die spätere Verteidigungsstrategie ging als „Twinkie-Defense“ in die amerikanische Rechtsgeschichte ein: White, ein ehemaliger Fitnessfanatiker, habe unter Depressionen gelitten, Junkfood gegessen und dadurch die Kontrolle über sein Handeln verloren. Das Gericht verurteilte ihn lediglich wegen Totschlags zu sieben Jahren Haft – er verbüßte nur fünf. Zwei Jahre nach seiner Entlassung beging er Suizid.

Nach der Verkündung dieses unglaublich milden Urteils kam es zu den sogenannten „White Night Riots“: Vor dem Rathaus lieferten sich Schwule und Polizisten Straßenschlachten, die Polizei stürmte daraufhin das Castro-Viertel – damals wohl der schwulste Fleck Amerikas -, zerstörte mehrere Bars und Milks Fotogeschäft. Niemand wurde zur Rechenschaft gezogen.

Harvey Milk bleibt unvergessen – als mutiger Politiker, als schwuler Aktivist, als Namensgeber etlicher Bars und Kneipen – und als Titelheld einer Oper von Stewart Wallace (1995), deren deutsche Erstaufführung 1996 am Opernhaus Dortmund stattfand. Heute trägt kein US-Kriegsschiff mehr seinen Namen, und das ist auch gut so. Denn Liebe sollte immer stärker sein als Hass.

Nur der Anlass – der offen zur Schau getragene Schwulenhass eines durchgeknallter Präsidenten und seines loyalen Kriegsministers – gibt zu denken.

09.10.2024

So sah das defekte untere Heizelement meines Backofens aus – nach dem Versuch, es einfach zu entfernen. Das Heizelement war so marode, dass es fofort zerbrach.

Da lagen nun noch Stücke unter dem Bachofen im Herd, und um die zu entfernen, war eine komplette Demontage des Herdes notwendig.

Also: alle Kabel ausbauen, Schalterblende abmontieren, innere Bleche, und äußere Verkleidungen abbauen, so dass nur noch das eigentlich Backrohr blieb. Heizelement wechseln, das dauerte dann nur einen Minute, und Zusammenbau in umgekehrter Reihenfolge.

Ich hatte noch nie so viele Teile in der Küche herumliegen. Ein Wunder dass am Ende nur zwei der typischen Gehäuse Blechschrauben übrig waren, für die ich keine Stelle mehr fand, wo die noch gefehlt hätten. Von der ganzen Kletterei auf dem Boden der Küche habe ich heute gehörigen Muskelkater. Meine Hochachtung vor den Technikern, die so etwas jeden Tag beim Kunden machen!


Der Ofen wird wieder heiß, und alles wird gut…

02.09.2024

Am Tag der Wahlen in Thüringen und Sachsen habe ich die Links zu einer Buchbesprechung von Professor Ganteför im Abschnitt Genius Loci aufgenommen. Hier geht es direkt dort hin:

Die Besprechung reiht sich ein in das Bild der Wahl: Die Menschen wollen sich nicht von den grünen Eliten vorschreiben lassen, wie sie zu leben haben. Da mit der Ampel Regierung in Berlin schon drei etablierte Parteien verbrannt sind, waren die Alternativen nicht so zahlreich. So muss man sich über das gute Abschneiden der AFD in diesen Ländern nicht wundern!

01.01.2024

einige humorvolle Zitate aus der Berliner Zeitung zum Jahreswechsel
  • Schwerer Verlust für Unfallgaffer: Die Verteidigungsministerin tritt zurück. „Niemals geht man so ganz“ zapfenstreichelt das Stabsmusikkorps zum Abschied. Tatsächlich lebt Christine Lambrechts Überforderung in einigen Kabinettskollegen erkennbar fort. Der Nachfolger verströmt kerniges Kommiss-Aroma. Boris Pistorius gibt Deutschland noch „fünf bis acht Jahre“, dann steht der Russe auf dem Kurfürstendamm.
  •  Die Außenministerin macht Spaß, wenn auch unfreiwillig. Ihre Versprecher sind witziger als Jan Böhmermann. Sie erklärt Russland versehentlich den Krieg. Sie beglückt ihren saudischen Kollegen mit einer Broschüre über feministische Außenpolitik. Sie nennt Chinas Diktator einen Diktator. Kinder und Narren sagen die Wahrheit. Diplomaten nur ausnahmsweise. Baerbocks größter Erfolg: Sie fordert eine „360-Grad-Wende“, und Putin gehorcht.
  • NRW-Innenminister Reul kündigt Weiterbildungsmaßnahmen für 10.000 Polizisten an. Es geht um die rückstandsarme Entfernung von an Straßen und Startbahnen haftenden Endzeitsektierern. Die nerven mehr als der unmittelbar bevorstehende Weltuntergang. Tatsächlich entwickeln Beamte bald eine gewisse Kunstfertigkeit darin, Gliedmaßen vom beziehungsweise mitsamt Asphalt zu befreien. Allerdings gelingt es niemandem, nicht mal hessischen Wählern, Nancy Faeser von ihrem Amt zu lösen.
  • Die Sichtbarkeit von Frauen im öffentlichen Raum wird erhöht: „Personen mit weiblich gelesener Brust“ dürfen in Hauptstadtschwimmhallen fortan ihre Oberkörper entblößen. Davon haben Hunderttausende Berlinerinnen geträumt. Die meisten, kurz bevor sie schweißnass erwachten. In Herrengedeckrunden bemäkelt man, dass das Ganze freiwillig ist.
  • Bis zum Jahresende werden in der EU mindestens 215 Millionen Covid-Impfdosen vernichtet. Die dafür verausgabten Milliarden gehen nicht verloren, sondern sind, man kennt das, nur woanders.
  • Die Bundesregierung zieht den verbliebenen drei Kernkraftwerken die Brennstäbe. Nun verstopft kein deutscher Atomstrom mehr die Netze. Der aus Frankreich fließt geschmeidiger. Was die Grünen schon lange sagen, tritt ein: Sonne und Wind schicken keine Rechnung. Das erledigen Netzbetreiber und Stromversorger. Später verabreden 22 Staaten eine Verdreifachung ihrer Kernenergie, darunter die USA, Kanada, Japan und Großbritannien. Vormoderne Zwergstaaten. Der Rest der Welt ist mental noch nicht so weit, sich beim Betrieb von Industriegesellschaften aufs Wetter zu verlassen. Dort betrachtet man die hiesige Energiewende so empathisch wie die Flugversuche einer Lederschildkröte.
  • Der CDU-Innenpolitiker Thorsten Frei sinniert über die Abschaffung des Individualrechts auf Asyl. Große Empörung. Schließlich ist das Asylrecht ziemlich super, wenn man nur möglichst viele Menschen an seiner Inanspruchnahme hindert. Das Migrationschaos stellt für viele Bürger gesellschaftliche Grundlagen infrage. Politiker erleben das noch viel, viel bedrohlicher: Es kostet sie Wählerstimmen.
  • Der Bundestag verabschiedet ein Gesetz. Unter dem Kosenamen „Heizhammer“ hat es eine der gediegensten Massenpaniken verursacht, seit der Vesuv Pompeji begrub. Große Teile der Bevölkerung sind eher bereit, Gasheizungen gegen Robert Habeck zu verteidigen als Deutschland gegen den Iwan. Aber auch diese Bürger werden lernen, für ihren Ruhestand statt der Karibik-Kreuzfahrt eine Wärmepumpe zu planen. Die Technologie ist unter deutschen Stromversorgungsbedingungen unwiderstehlich, mit einer kleinen Bedingung: Ökologisch effektiv heizen Wärmepumpen, wenn es dafür genug Saft aus Sonne und Wind gibt. Also zwischen Mai und September.
  • Ein Karlsruher Urteil stürzt den Finanzminister ins Haushaltsloch. Keine Bange, darin ist es nicht viel finsterer als in einem normalen Schattenhaushalt. Der Respektkanzler wirkt enttäuscht vom Bundesverfassungsgericht: Diese Robenheinis haben keinen Dunst, dass Schulden ein echtes Sondervermögen sind. Zur Rettung von Klima, Ampel und Vaterland wird das Treckerfahren verteuert. Bauern greinen, es gebe keine Alternative zum Agrardiesel. Pah, das wäre ja noch schöner: Hätte die Steuererhöhung eine sogenannte ökologische Lenkungswirkung, spülte sie kein Geld in die Staatskasse.
  • Traditionell schließt das Jahr mit Terrorwarnungen wegen der Weihnachtsmärkte. Lange passiert nichts, ein Segen. Doch dann erscheint zwischen Glühweinbuden in Prenzlauer Berg Herbert Grönemeyer und knödelt ein Lied. Dutzende unschuldige Zivilisten schaffen es nicht in die Deckung.
Ich erwarte (und hoffe auf) einige politische Veränderungen im Jahr 2024. Es wird einige wichtige Wahlen geben, und vielleicht zerlegt sich die „Ampel“ ja selbst – es wäre ein Segen für die Republik.

16.09.2023

Das Ende der realitätsbezogenen Fotografie

Photoshop Version 25 wurde vorgestern freigegeben.

Neben den klassischen Funktionen enthält die neue Version etliche KI Funktionen, ohne die ja heute offensichtlich keiner mehr vermissen möchte.

Mein erster Versuch links zeigt ein Bild mit seitlichen Erweiterungen, einer Änderung der Perspektive von einem 2:3 auf ein 10:9 Instagram Hochformat, und der Austausch eines Hauses zu einer Almhütte.

Ich hätte auch noch Tiere und einen See so drapieren können, dass es niemandem auffallen würde.

Man kann sich nun wirklich nicht mehr auf ein Bild verlassen! Was macht das mit der Fotografie an sich? Mit dem, was man früher so analog aufgenommen und in ein Album geklebt hat?!