Kategorie: Tagebuch 1993-1995

Wir fahren noch einmal nach ‚Wutike‘ und nehmen Abschied von Carstens Eltern, die für uns in Berlin so etwas wie ‚Ersatzeltern‘ geworden sind… Die Zeit in Berlin geht zuende! Wir fahren in Thomas Auto nach Bonn, (mein Auto hatte ich ja verkauft) Auf der Autobahn stelle ch mir die Frage, wann ich die vorbeiziehende Landschaft das nächste mal sehen werde…

01.06.1995

Ich verkaufe schweren Herzens mein so geliebtes Auto, da ich in Bonn einen Firmenwagen fahren kann und wir das Geld dringend für den Umzug brauchen.

01.04.1995

Jetzt, wo der Umzug beschlossen ist, hätte mein Freund eine Arbeitsstelle haben können.

01.03.1995

Ich habe meiner Firma gekündigt. Der Umzug nach Bonn ist beschlossene Sache.

20.02.1995

Ich kenne jetzt fast alle Klappen Berlins und einen großen teil der ‚Szene‘. Wehmut macht sich breit, es ist sicher, ich werde Berlin wieder verlassen müssen.

Ab hier beginnen Die Aufzeichnungen von 1995

Ich schicke ein Fax nach Bonn zu meinem alten Chef ( war das damals ernst gemeint, als Du gesagt hast, ich könne wieder zu Dir kommen???)

24.12.1994

Ich feiere dieses Jahr Weihnachten nur mit meinem Freund. Darauf haben wir uns gefreut. Endlich mal Weihnachten nur für uns und unsere Freunde – ohne Familienstress.

20.12.1994

Ich gehe mit meinem Freund über den Weihnachtsmarkt am Ku-Damm. Es wird in Berlin zum Letzen mal sein.

3.10.1994

Ich mache mit meinem Freund eine große Autotour durch das wunderschöne Umland von Berlin. Es ist Herbst (der in Berlin immer einige Wochen früher beginnt als im Rheinland) und ich habe so eine Ahnung, das die Zeit in Berlin zu Ende gehen wird.

01.10.1994

Das Gerücht wird zur Realität. Das endgültige Aus für das Frühstücksfernsehen aus Berlin wird für Ende November erwartet.

Mein Freund hat immer noch keine Arbeit. Wir beschäftigen uns mit dem Gedanken, wieder nach Köln zu ziehen!

19.08.1994

Allen Gerüchten zum Trotz versuchen wir, das Bestmögliche zu geben.

0.07.1994

Es machen sich Gerüchte breit, dass das RTL Frühstücksfernsehen, das wir in meiner Firma produzieren, in Berlin eingestellt werden soll, und in Zukunft aus Köln gesendet wird.

15.07.1994

Ich entdecke den ‚Märchenbrunnen‘. Ich verstehe so langsam, warum Cruising vor der Wende im Osten so anders war. Die großen Bäume um den Brunnen, das leise plätschernde Wasser und die überall umherstreifenden oder teilweise geradezu malerisch am Brunnen sitzenden jungen Männer ziehen mich in ihren Bann…

19.061994

Ich bekomme einen Anruf meines früheren Chefs aus Bonn. Ich habe in seiner Firma vor zehn Jahren schon einmal gearbeitet. Er sagt mir, das es dumm von mir war, nach Berlin zu ziehen, weil ich doch auch bei ihm wieder hatte Arbeiten können.

Ich feiere meinen 39. Geburtstag mit meinem Freund, Erich und Karsten und einigen Kollegen. Wir grillen auf unserem Dachgarten hoch über Berlin-Wedding. Ich habe reichlich Salate zubereitet, die Stimmung ist gut und ich bin eigentlich mit mir und meiner Situation ganz zufrieden.

20.06.1994

Der Anruf geht mir nicht aus dem Kopf. Immerhin habe ich jetzt die Möglichkeit, wieder zurück nach Köln zu ziehen, wenn der Stress hier in Berlin so weitergeht… (ein Gedanke der sich vier Jahre späten als tragischer Irrtum herausstellen wird!)

17.06.1994

Wir lernen ‚Carsten‘ und seine Eltern kennen. Sie wohnen in ‚Wutike‘, einem ganz kleinen Dorf vor den Toren Berlins bei Neuruppin. Ich lerne die Stille dieser  kleinen Ortschaft zu lieben sie wird mein Zufluchtsort, wenn ich dem Irrsinn meiner Arbeit in Berlin entfliehen will.

12.06.1994

Wir lernen ‚Erich‘ kennen. Die Freundschaft mit Ihm dauert bis heute an. Er ist Gott sei Dank auch eine ‚rote Socke‘. (2024: Wie sich doch die Ansichten ändern können!)

01.06.1994

Ich hatte mit meinem Freund eine geilen Abend im ‚CONNECTION‘.

Die Arbeit beginnt mich manchmal zu nerven. Ich soll Mitarbeiter aus meiner Abteilung entlassen. Ich entscheide mich dies nicht zu tun weil ich Familienväter nicht in die Arbeitslosigkeit entlassen will. Dieses Verhalten wird mir von Geschäftsleitungskollegen und Mitarbeitern als Schwäche ausgelegt.

01.05.1994

Ich beziehe endlich mit meinem Freund unsere neue Wohnung im Berliner Wedding. Nun haben wir endlich wieder ein gemeinsames wirkliches Zuhause. Wir beginnen, das Leben in Berlin spannend und schön zu finden, obschon mein Freund immer noch keine neue Arbeit gefunden hat.

25.04.1994

Ich entdecke die Klappe an der ‚CHARITE‘ in Ost-Berlin. Ich glaube die geilsten aller geilen Medizinstudenten Deutschlands treffen sich hier…

01.03.1994

Mein Freund Thomas hat ebenfalls ‚die Zelte‘ in Köln abgebaut und ist endlich zu mir nach Berlin gezogen. Wir wohnen immer noch in dem kleinen, provisorischen Appartement, das ich übergangsweise bezogen habe.

25.02.1994

Ich entdecke die Klappe ‚am Insulaner‘ ganz in der nähe meines kleinen Appartements, das mir mittlerweile doch so etwas wie ein Zuhause geworden ist.