1983: Schwarz Schilling eröffnet den BTX Dienst!
Bildschirmtext: Das Netz vor dem Internet. Ich war damals gleich dabei, allerdings mit einem nicht zugelassenen Modem, und der aus heutiger Sicht unglaublich niedrigen, und unsymmetrischen Übertragungsrate von nur 1200/75 Baud. Um 1983 den Bildschirmtext nutzen zu können, benötigten die Anwender in Deutschland ein spezielles Gerät, das Btx-Terminal, das wegen des stolzen Preises von über 2 000 D-Mark aber nur eine kleine Zielgruppe von gewerblichen Nutzern ansprach. Für das große Publikum brachte die Post dann einen Decoder auf den Markt, der an einen Fernseher angeschlossen wurde. Der verwendete Standard CEPT ermöglichte es aber nur, eine grobe Pixel-Grafik ähnlich wie beim Videotext (Teletext) darzustellen.
Ich hatte aber nie ein fertiges Gerät verwendet, sondern hatte eine BTX Software von „FUN“ von Feulner & Nahr. Das war legendär, und unfassbar spannend. Die Software wurde später auch von der Telekom als offizielle Zugangssoftware auf CD vertrieben. Die Reste dieser Firma haben lange unter den Namen „Fun Communications“ weiter existiert. Das Unternehmen aus Karlsruhe ist mittlerweile dauerhaft geschlossen.
Die Post, so hieß das damals noch, hatte noch einen Zeittakt auf der Telefon Leitung, und so gingen aberwitzige Mengen ans Telefongebühren durch die Leitung – für sehr wenig Information, aus heutiger Sicht. Ein paar Text Zeilen, und etwas Klötzchen Grafik, das war’s. Das Ganze war unendlich langsam.
Zu der Zeit war der Welt Wirtschaftsgipfel in Bonn, und die Post hatte für die Journalisten, und deren technischem Tross, im „langen Eugen“ von Bonn unzählige BTX Terminals zur kostenlosen Benutzung aufgestellt (die Gebühren aber bestimmt vom Wirtschaftsministerium erstattet bekommen), und so konnte ich dort nach Herzenslust alle Seiten aufprobieren. Allein die Bestellung von Handschellen in einem Shop für Sex Spielzeug ging schief: so schweres Kriegsgerät könne man der Bundesrepublik nicht liefern war die Antwort….
Bei einer Zwischenbilanz 1992 zählte Btx-Chef Danke nur rund 320 000 Teilnehmer, obwohl der Dienst nach den ursprünglichen Prognosen längst ein Service mit mehreren Millionen Mitgliedern hätte sein sollen. Auch eine Umbenennung des Dienstes in Datex-J (J für jedermann) brachte keine Wende. Die Post stellte den Teilnehmern das legendäre DBT03 Modem zur Verfügung. Das ging zuverlässig und hatte außer einem „Test“ Knopf keine weiteren Bedienelemente.
Erst nach einer erneuten Umbenennung 1995 in T-Online und nach der Eingliederung des Zugangs zum World Wide Web nahm der Dienst Fahrt auf. Über die Millionen-Schwelle schaffte es der Service dann ausgerechnet mit dem Online-Banking. Daran erinnere ich mich genau: Ich konnte mit dem Zugang in das unglaublich lahme Internet, aber auch in den BTX Dienst, den es immer noch gab.
Ich habe das Post Modem nie verwendet, sondern hatte ein Boca Modem. Das war in den USA sehr beliebt, aber in Deutschland offiziell verboten, und beherrschte alle damaligen Standards, inclusive des Versands von Fax Nachrichten.
Die Modems sendeten nach dem Verbindungsaufbau etliche Test Töne, und die Modulation, Pegel, und Übertragungsrate auszuhandeln. Diese Töne waren über einen kleinen Lautsprecher hörbar, und Der wurde nach ausgehandelter Verbindung dann wieder abgeschaltet. Danach wusste man: die Verbindung steht. Wer kennt diese Töne aus den Computer Anfängen heute noch?
Die alte Btx-Schnittstelle für das Online-Banking überlebte sogar das Ende des Btx-Dienstes 2001. Erst 2007 beugte sich die Telekom der Übermacht der Internet- und Webdienste und schaltete die Reste des Btx-Systems endgültig ab. Das Online-Angebot vieler Banken wurde noch bis zum Mai 2007 auf der Basis der inzwischen betagten Btx-Technologie betrieben. Die alten IBM Server des Dienstes wurden verschrottet.