01.08.2025

Die Bundestagspräsidentin (CDU) ließ sich am vergangenen Samstag in Berlin am Start der CSD-Parade vertreten. Bundestagsvizepräsident Omid Nouripour (50, Grüne) begrüßte die Teilnehmer mit dem abgedroschenen Ausruf „Hallo Zirkus!“. Der Regierende Bürgermeister von Berlin (CDU) glänzte bei der Eröffnung auch durch Abwesenheit.
 
Dann die Parade, von der überwiegend Polizeistatistiken verbreitet wurden, die obligatorischen dpa-Fotos einer Dragqueen und eines nackten Mannes mit gehäkeltem Kondom sowie dem Wetterbericht von Regen über Sonnenschein bis Regen. Dazu immer wieder die Erwähnung, dass Alle Flagge zeigten bis auf Eine. Danke der Einen, die so den CSD so politisch machte wie lange nicht.
 
Laut dpa sagte der angekündigte Überraschungsgast Herbert Grönemeyer (69) bei der Abschlusskundgebung am Brandenburger Tor: „Zur Zeit werden Demokratien weltweit auf perfide Art und Weise durch fundamentalistische, faschistische Kräfte attackiert.“ Rechte Kräfte arbeiteten gegen andere Lebensmodelle. „Lassen wir das nicht zu – kämpfen wir für eine progressive Welt, jeden Tag und Seite an Seite.“
 
Besorgt zeigte sich CSD-Vorstand Marcel Voges: „Wenn wir nicht aufpassen, gibt es in fünf Jahren keinen CSD mehr.“ In einigen östlichen Städten wurden die CSD bereits aus Sicherheitsgründen wegen angekündigter Proteste aus dem ganz rechten Lager abgesagt.
 
Das war das, was vom Tage übrig blieb.

24.07.2025

Im Taxi mit Madeleine ist im Prinzip eine moderne Interpretation der griechischen Mythen rund um den Fährmann Charon und seiner Überführung der Lebenden in das Totenreich (das der Taxifahrer im Film Charles heißt, ist sicherlich kein Zufall, und auch das Ende unterstreicht diese Interpretation nochmal deutlich). Der französischen Titel (Übersetzt: Eine schöne Fahrt) trifft das Thema, vor allem in seiner Zweideutigkeit, deutlich besser. Zwischen Dany Boon und Line Renaud herrscht eine wunderbare Chemie, und wem Dany Boons bisherige Rollen bislang nicht so sehr zugesagt haben, dem sei gesagt, dass ich mir in dieser Rolle keinen besseren Schauspieler hätte vorstellen können. Ebenso grandios ist die aus „Der Vater meiner besten Freundin“ bekannte Alice Isaaz, welche die junge Madeleine spielt. Eine (wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf) wunderhübsche Frau, deren Schicksal im Film umso mehr schmerzt. Line Renaud ist der Grund, sich den Film im Idealfall auf französisch (mit Untertiteln) anzusehen. Ihre Stimmfarbe und ihre Betonung ist sehr warm und wichtig für die Geschichte und geht mit der Synchro leider verloren (zumindest, wenn man den Trailer heranzieht). Ein wenig Humor ist auch vorhanden, steht aber nicht so sehr im Vordergrund wie z.B. bei Ziemlich beste Freunde.
Am Montag dieser Woche lieferte die ARD um 20:15 einen ganz besonderen Film:

Paris in der heutigen Zeit: Ein Taxifahrer wird beauftragt, eine ältere Dame von ihrem Haus in ein Seniorenheim zu bringen. Da die Dame jedoch wenig Lust hat, dort einzukehren, beauftragt sie den Fahrer vorher noch mit ein paar Abstechern zu besonderen Orten aus ihrem Leben. Während der Fahrt erzählt die Dame dem Fahrer ihre Geschichte, die einen emotional mehr anpackt, als man zugeben möchte.

09.07.2025

Die meiste Zeit meines Lebens hielt ich Ausschau nach inspirierenden Impulsen. Oft war dabei die Frage: „adidas oder Nike“ eine sehr Entscheidende. Wie man in dem Bild sehen kann, führt beides zum Erfolg in entscheidenden Situationen…
Später durften es auch schon mal „New Balance“ sein, die ja einige Zeit als das ultimative Erkennungszeichen galten. Jedenfalls habe ich immer auf die Symbolik der Kleidung geachtet, und die falschen Marken größtenteils als völlig uninteressant verworfen.

Bei Jeans gab es lange Zeit für mich nur die Levis 501, aber das ist nun schon einige Zeit her, und mit 70 haben sich die Körperproportionen so geändert, dass ich feststellen muss, dass andere Merken manchmal besser passen, und auch bequemer sind, besonders wenn Diese einen gewissen Stretch Anteil haben…

So ändern sich die Zeiten, aber mein Kopf funktioniert wie früher, und sucht die Blickfänge, das ist wohl so fest einprogrammiert …

03.07.2025

Gedanken zum CSD 2025
Ein Versorgungsschiff der US-Marine wurde im Jahr 2021 auf den Namen „USNS Harvey Milk“ getauft. Jetzt hat die Marine „die Krieger Kultur des Militärs“ wiederhergestellt und das Schiff in „USNS Oscar V. Peterson“ umbenannt – zur Erinnerung an dessen beispielhafte Tapferkeit und Loyalität im Zweiten Weltkrieg.

Harvey Milk (1930 – 1978) diente als Offizier im Koreakrieg (1950 – 1953) – bis er eines schönen Tages 1955 offiziell zu seiner sexuellen Orientierung befragt wurde. Für seine ehrliche Antwort wurde er umgehend unehrenhaft entlassen. 22 Jahre später wurde er der erste offen schwule Beamte der Vereinigten Staaten.
Das war zweifellos ein Akt von Tapferkeit und Loyalität – in einer Zeit, in der homosexuelle Handlungen in fast allen Bundesstaaten der USA gesetzlich verboten waren. Kalifornien hatte gerade erst 1975 Schwule entkriminalisiert.

Noch in New York, wo er an der Rockoper „Jesus Christ Superstar“ mitarbeitete, hat die Politik ihn gepackt: „Ich wäre für mein Leben gern Bürgermeister von San Francisco.“ Bald zog er mit seinem neusten Freund nach San Francisco. 1973 eröffneten sie in der berühmt-berüchtigten Castro Street ein Fotogeschäft. Milk kandidierte erstmals für den Stadtrat – und scheiterte. Doch da trug er bereits den Spitznamen „Mayor of Castro Street“.

Denn kaum war er Beamter, stellte er seine Homosexualität laut und stolz zur Schau: „Ein Coming-out ist das politischste, was man überhaupt tun kann.“

Dank seiner enormen Popularität im Castro-Bezirk errang Milk 1977 endlich ein Mandat als Stadtrat und wurde Stellvertreter von Bürgermeister George Moscone (1929-1978). Auch Dan White (1946 – 1985), ein radikal-konservativer Vietnamveteran, Feuerwehrmann und Polizist, wurde in den Stadtrat gewählt. Der sollte bald zum Erbitterten Widersacher von Moscone und Milk werden.

Milk wusste, dass seine offene Homosexualität und sein politischer Erfolg Hass hervorriefen. Er schrieb sein Testament und prophezeite während des Wahlkampfs: „Wir werden unsere Rechte nicht einfordern können, wenn wir leise im Schrank bleiben. Wenn eine Kugel in mein Gehirn eindringt, soll sie jede Schranktür im Land zerstören.“

In mehreren Bundesstaaten – allen voran auch damals schon Florida – wurden damals Gesetze verankert, die die Rechte von LGBT-Personen massiv einschränkten. 1978 lag die landesweite Zustimmung zur Entlassung queerer Lehrkräfte bei 61 Prozent. Milk setzte mit seiner „Come out, come out“-Kampagne dagegen, worauf diese Proposition in Kalifornien scheiterte.

Dan White trat aus Protest gegen das Scheitern der Proposition zurück. Doch bald bat er Bürgermeister Moscone um Wiedereinsetzung – dieser lehnte ab. Als White erneut vorsprach, brachte er einen Revolver mit. Moscone lehnte abermals ab, eine Wiedereinsetzung war rechtlich ausgeschlossen. Aus Rage erschoss White den Bürgermeister mit vier Schüssen.

Dann ging er in das Büro von Harvey Milk und leerte das Magazin auf ihn. Danach stellte er sich freiwillig bei seiner alten Polizeidienststelle.

Twinkies sind ein widerlich süßer amerikanischer Snackklassiker – der Inbegriff von industriellem Junkfood: überzuckert, fettgetränkt und scheinbar ewig haltbar, der amerikanische Traum in der Praxis.

Die spätere Verteidigungsstrategie ging als „Twinkie-Defense“ in die amerikanische Rechtsgeschichte ein: White, ein ehemaliger Fitnessfanatiker, habe unter Depressionen gelitten, Junkfood gegessen und dadurch die Kontrolle über sein Handeln verloren. Das Gericht verurteilte ihn lediglich wegen Totschlags zu sieben Jahren Haft – er verbüßte nur fünf. Zwei Jahre nach seiner Entlassung beging er Suizid.

Nach der Verkündung dieses unglaublich milden Urteils kam es zu den sogenannten „White Night Riots“: Vor dem Rathaus lieferten sich Schwule und Polizisten Straßenschlachten, die Polizei stürmte daraufhin das Castro-Viertel – damals wohl der schwulste Fleck Amerikas -, zerstörte mehrere Bars und Milks Fotogeschäft. Niemand wurde zur Rechenschaft gezogen.

Harvey Milk bleibt unvergessen – als mutiger Politiker, als schwuler Aktivist, als Namensgeber etlicher Bars und Kneipen – und als Titelheld einer Oper von Stewart Wallace (1995), deren deutsche Erstaufführung 1996 am Opernhaus Dortmund stattfand. Heute trägt kein US-Kriegsschiff mehr seinen Namen, und das ist auch gut so. Denn Liebe sollte immer stärker sein als Hass.

Nur der Anlass – der offen zur Schau getragene Schwulenhass eines durchgeknallter Präsidenten und seines loyalen Kriegsministers – gibt zu denken.

20.06.2025

Da hatte ich auf dem Kinderspielplatz in Göhren auf Rügen diese Dame, ein Holz Kunstwerk, fotografiert, und auch bei Google veröffentlicht.

Nach einiger Zeit fand dann die Google KI dieses Bild anstößig, und ich wurde mit sehr eindringlichen Worten dazu aufgefordert, dieses Bild zu entfernen. Dies sei eine ernste Warnung, und die erste Warnung, und man werde bei weiteren Verstößen meinen Account sperren.

Da hat die KI wohl etwas vorschnell reagiert, und nur auf die Oberweite geschaut. Jedenfalls sieht man auch, dass die Funde nicht noch einmal von einem Menschen überprüft werden und dass Mahnungen ungefiltert verschickt werden.

Und so steht die Dame nun, hier durch die Webcam von Göhren betrachtet, bei Wind und Wetter auf dem Spielplatz, und passt auf vorhandene oder fehlende Kinder auf, während ich das Bild bei Google gelöscht habe – verrückte Welt…

Der Vorgang zeigt auch ein grundsätzliches Problem auf: irgendeine Amerikanische KI entscheidet hier, ohne sich um kulturelle, oder politische Gepflogenheiten eines Landes zu kümmern, und droht gleich mit der großen Keule.
Wir haben in Europa diesem Treiben schon viel zu lang tatenlos zugesehen. Es wird allerhöchste Zeit für eigene Infrastrukturen. Diese allerdings werden sich nicht auf die Schnelle installieren lassen, zu groß ist der amerikanische Vorsprung – ich rechne hier mit Jahrzehnten. Und die großen Tec Riesen streichen derweil Gewinne für Inhalte ein, die sie nicht selbst erstellt haben, oder schlimmer noch, schreiben uns vor, was erlaubt ist, und was nicht – und das ist, wie wir jetzt sehen, durchaus von den politischen Mehrheiten eines ganz anderen Landes abhängig.