Reparaturen

geplante Obsoleszenz

Manchmal ist nichts mehr zu retten…

…so wie etwa bei diesem Netzteil einer externen Festplatte

Das Netzteil pfeift, sagte der Kollege… Obschon ich solche Netzteile grundsätzlich niemals repariere, da man sie erstens nach einer Reparatur nicht mehr richtig verkleben kann, und deshalb zweitens das Gerät durch die Sicherheitsprüfung fallen würde, interessierte mich dennoch der Fehler.

Meiner Vermutung nach ist die Diode erst verbrannt, nachdem die Kondensatoren ihren Geist aufgegeben haben. Etwas besser dimensionierte Bauteile, und eine andere Anordnung, könnten die Lebensdauer beträchtlich steigern. Daran aber hat ja heute niemand mehr ein wirkliches Interesse…  

Was man dann zu sehen bekommt, sind geplatzte Kondensatoren, und verbrannte Bauteile, wie die Diode vorn im Bild.

Reparatur eines Mischpults

So kam das Mackie Onyx 1620 í bei mir an. 

Die Fehlerbeschreibung lautete: Wackelkontakte und Kratzen auf den Fadern 1,2 und 7.

Das ist auch nicht weiter verwunderlich, da der Mischer in einem Live Studio verwendet wird, und auf den Kanälen 1 und 2 die Mikrofone liegen, und auf dem Regler 7 der Telefon Hybrid für die Anrufer. Diese Kanäle werden also ständig gebraucht und verstellt.
Der ganze Mischer kostet im Firmen Einkauf nur etwas über 500,-€ – da kann man sich vorstellen, was ein einzelner Fader kosten darf, und welche Qualität dann zu erwarten ist. Eigentlich lohnen Reparaturen an dem Mischer kaum noch – es sei den man hat wie Ich Mitleid mit dem Teil und etwas Zeit übrig. Wie wir sehen werden, ist die Reparatur alles andere als trivial. Der Aufwand ist deshalb so hoch, weil dieses Mischpult konsequent auf niedrige Herstellungskosten optimiert wurde.

Es beginnt zunächst mit dem Aufschrauben des Gehäuses, bei dem nicht weniger, als alle nebenstehend abgebildeten Schrauben herausgedreht werden müssen.

Danach müssen die beiden Gehäuse Hälften getrennt werden, indem man die Hälften vorsichtig auseinander klappt, und dann alle Flachbandkabel einseitig trennt, die die beiden Hälften miteinander verbinden. Hier sieht man auch, warum die Reparatur so aufwändig ist: Alle aktiven und passiven Elemente der Schaltung befinden sich auf durchgehenden großen Platinen, und sind nicht etwa nach Kanälen getrennt – das mach die Montage sehr einfach, aber eben die Reparatur umso aufwändiger. 

Anschließend müssen dann alle Knöpfe des unteren Boards abgezogen werden, also alle Drehknöpfe und die Knöpfe der Fader.

Da kommt einiges zusammen. Wenn man sich die farbige Anordnung nicht werken kann, empfiehlt es sich auch, vorher ein Foto zu machen.

Nun können die vielen kleinen schwarzen Schrauben herausgedreht werden, die die Platine halten. Dann hat man das komplette Board zur Reparatur frei.

Es empfiehlt sich auch, die Schrauben in verschiedenen Tütchen zu verstauen, und alle abgezogenen Knöpfe in einem Karton zu verwahren – sonst fehlt später was…

Blick in das leere Gehäuse:

Das Komplette Board:

Nun kann mit dem Austausch der Fader begonnen werden: es gleich gesagt, dass sich da nur Leute rantrauen sollten, die absolut sicher im Umgang mit Lötkolben und Saugpumpe sind – sonst wird das Board für immer beschädigt!

Hier das Board mit den ausgelöteten Fadern im Detail

Alle Durchkontaktierungen sind noch in Ordnung! Der Aufwand nützt natürlich nichts, wenn man nicht die passenden Ersatzteile vorrätig hat. Es war auch nicht einfach, die passenden Fader für dieses Pult zu besorgen – man finde erst einmal anhand der wenigen Beschriftung den Hersteller heraus, und dann – fast noch schlimmer – einen Distributor, die die Teile auch in kleinere Stückzahlen liefern kann und will.
Aber auch das ist gelungen! 

Zum Schluss noch ein Bild der defekten Teile, die ausgelötet wurden.

Natürlich wurde auch der Summen Steller ausgetauscht, da der ja auch andauernd betätigt wird. Das Poti sieht genauso aus wie die Kanal Steller, hat aber zwei Bahnen ein „Stereo“ Poti! Man braucht für das Pulte also zwei verschiedene Sorten Ersatzteile. Die Steller mit den zwei Bahnen werden auch für die Stereo Eingänge verwendet.

Der Zusammenbau erfolgt dann in umgekehrter Reihenfolge. Eine Besonderheit sei auch noch erwähnt: Man kann an dem Aufbau sehen, dass es mit normalen Mitteln fast unmöglich ist, ein repariertes Board zu überprüfen – das Board kann einzeln nicht sinnvoll in Betrieb genommen werden. Deshalb muss man besonders genau Arbeiten – überprüfen kann man das Pult nur, wenn alles wieder zusammengesetzt ist! Hier noch einmal das Pult in voller Schönheit:

©Earl Harper

Unsinnige Gesetze

Anmerkungen zu einem überflüssigen Gesetz

Die Presse feiert ein neues Gesetz der EU: Das Recht auf Reparatur!

Als alter Techniker, der sein Leben lang Geräte repariert hat, erschließt sich mir die Sinnhaftigkeit des Gesetzes nicht. Ich konnte fast alles reparieren, und habe auch iPhones repariert, bis zum Ende meine Augen nicht mehr mitgespielt haben. Die limitierenden Faktoren sind unbeschaffbare Ersatzteile, mangelndes Improvisationsvermögen, und in der heutigen Zeit auch unbeschaffbare Software – aber selten nur das Unverständnis über die vorliegenden Schaltung.

Das Gesetz scheint mir demnach der typische Auswuchs von EU Politikern zu sein, die es allesamt vermieden haben, auch nur irgendetwas naturwissenschaftliches zu lernen und zu studieren. Es ist die Ausstülpung der Überforderung in einer immer mehr technisierten Welt. Das betrifft nicht nur die gesetzgebenden Politiker, sondern auch die nicht minder überforderten Vertreter der Presse, die das Gesetz nun überschwänglich feiern. Es ist die Hybris der Politiker, die meinen, man könne alles Wohlergehen der anvertrauten Bevölkerung mit Gesetzen regeln. Eins wird dabei völlig vergessen: das Recht auf Reparatur erfordert gut ausgebildete und erfahrene Techniker, die auch dem Wissen und der Erfahrung entsprechend entlohnt werden müssen. Und wenn eine Reparatur dann zu fairen Bedingungen sattfindet, ist der dafür zu entrichtende Arbeitslohn so hoch, dass sich eine Reparatur oft nicht lohnt. Aus diesem Grund sind fast alle seriösen Werkstätten verschwunden. Es war mein Traumberuf, und ich musste mich trotzdem später anders, an professionellen Geräten orientieren, bei denen eine Reparatur immer obligatorisch ist. (auch ohne Gesetze aus Brüssel)

Als Konsequenz daraus müsen Geräte nachhaltiger konstruiert werden, und werden damit erheblich teurer. Nur dann macht eine Reparatur Sinn, und nur dann lohnt sich für einen Hersteller ein Lager mit Ersatzteilen. Mir stellt sich aber die Frage, wer in der „Geiz ist Geil“ Mentalität den Preis dafür zu zahlen bereit ist. Bei den hochbezahlten Politikern und Journalisten mag das der Fall sein, beim normalen Bürger eher nicht.

Das Gesetz ist vollkommen überflüssig, und kann nur den Sinn haben, dass man den Bürger glauben lassen möchte, stetes alles zu seinem Wohl zu tun – ein Versprechen, welches die Politik aber nicht immer einlösen können wird.