Kategorie: Tagebuch 2001-2002

Ich trage meinen Teil dazu bei, dass Berlin seinen schwulen Bürgermeister behalten kann. Nachdem die ersten Hochrechnungen bekannt werden, bin ich froh, dass alles so geworden ist, wie ich es mir erhofft hatte. Nach meiner festen Überzeugung sollte jetzt eine Koalition mit der PDS angestrebt werden. Dies währe endlich einmal ein konsequenter Schritt zur Wiedervereinigung der Stadt Berlin.

11.09.2001

Die Nachricht vom Terror Anschlag in Amerika trifft mich und meine Kollegen wie ein Schlag. Mein erster Gedanke ist, dass dies den Ausbruch eines Krieges nach sich ziehen wird. In der Firma starren wir fassungslos auf die Bilder, die uns aus Amerika erreichen. Eine geregelte Arbeit scheint an diesem Tag nicht mehr möglich. Auf dem Weg nach Hause bemerke ich eine eigenartige Stille in der Stadt.

19.09.2001

Der Wahlkampf in Berlin ist durch die Anschläge in Amerika fast zum Erliegen gekommen. Altkanzler Kohl hält trotzdem eine Rede auf dem Wittenberg Platz. Dieser Platz ist oft erste Anlaufstelle für Ausflüge in das schwule Nachtleben von Berlin. Eine Rentnerband spielt zum Empfang von Helmut Kohl ‚ein Freund, ein guter Freund‘, was soll man dazu noch sagen…

19.08.2001

Ein ruhiges Wochenende… Des Nachts stundenlang Tiergarten bis zur völligen Erschöpfung. Die Hauptseite dieser Site neu gestaltet, lecker Gulasch gekocht, gleich gehen wir mit ‚Whisky‘ Stöckchen holen und wahrscheinlich in Tegel lecker Kaffee trinken. Ein ganz normales Wochenende eben…

30.07.2001

Ich habe endlich einmal eine Woche Urlaub und mache mit meinem Freund eine große Schiffstour durch die Kanäle und Seen Berlins. Ein sehr schöner Tag, heiß, interessant, ich habe abends einen leichten Sonnenbrand…Ach ja, im Krankenhaus Lichtenberg habe ich mit meinen Mannen ein komplettes Fernsehstudio in nur drei Wochen eingerichtet, aber es hat alles funktioniert und ich kann wirklich Urlaub machen.

Ich habe mal wieder Geburtstag. Durch den Tod des Vaters meines Freundes bin ich ja letztes Jahr nicht so richtig zum Feiern gekommen, aber das hole ich dieses Jahr nach. Meine Schwester ist auch zu Besuch in Berlin und so reserviere ich einen Tisch beim Jugoslawen um die Ecke und habe noch einen schönen, harmonischen Abend.

23.06.2001

CSD in Berlin. Das heimliche Motto: ‚Ich bin schwul und das ist gut so‘. Wer hätte gedacht, dass Berlin so unerwartet schnell einen schwulen Bürgermeister bekommt. Ich genieße das große Fest an der Siegesseule und schaue mir noch um Mitternacht das Feuerwerk an. Da ja alle schon so nah am Tiergarten sind, ist dieser ebenfalls gut besucht, wenngleich man auch den Eindruck hat, dass bei vielen Besuchern durch Alkohol entweder nur noch die elementaren Körperfunktionen vorhanden sind, oder selbst diese nach einiger Zeit versagen…

01.05.2001

Ich mache mit meinem Freund eine große Radtour durch Berlin. Es ist ein sonniger, schöner Tag allein die vielen Polizeiautos in der Stadt und das ständige Geräusch von Polizeisirenen künden von einem außergewöhnlichen Tag. In der Abendschau erfahre ich, dass es trotz oder eben gerade wegen der besonderen Maßnahmen des Innensenators und der Polizei in Kreuzberg wieder zu erheblichen Ausschreitungen gekommen ist.

24.03.2001

Trotz der Tatsache, dass das Grünflächenamt im Tiergarten in den relevanten Zonen alle Büsche bis auf den Wurzelstock niedergemäht hat, hatte ich am heutigen Abend das sichere Gefühl, dies würde dem Treiben in diesem Jahr auch nicht den geringsten Abbruch tun…

7.03.2001

Die gerichtsmedizinische Untersuchung von Felix hat ergeben, dass Felix an einem schweren Herzinfarkt verstorben ist. Kein Zusammenhang mit dem Unfall. Im Wohnzimmer geht es gerade hoch her mein Freund hat ein paar Bekannte mitgebracht, alle bezichtigen sich, die größte Tucke zu sein. Kater Max liegt neben mir auf meinem Schreibtisch. Er leckt sich die Pfoten und schaut mir beim schreiben zu..

Ich vervollständige mal wieder dieses Tagebuch. Lieber hätte ich von tollen Dingen berichtet, die ich so erlebt habe. Statt dessen hatte ich in diesem Jahr schon zwei mal eine schwere Erkältung und alles wurde Überschattet durch den Tod von Felix. Der beginnende Frühling, so merke ich, gibt mir neue Energie. Ich glaube, ich habe mich noch nie mehr nach dem Frühling gesehnt, als dieses Jahr. Ich kann es kaum noch erwarten, bis die Bäume wieder Blätter haben. Ein Phänomen übrigens, welches mir immer in Berlin besonders auffällt. Keine Stadt ändert im Frühling so sehr ihr Gesicht wie Berlin. In dieser Stadt stehen auf fast allen Straßen Bäume und wenn diese grün sind, verliert die Stadt ihr graues Gesicht… Dann bin ich wieder Froh, in Berlin leben zu können!

05.03.2001

Ich bekomme eine nette Mail von einem Leser dieses Tagebuchs. Er schreibt, dass er dieses Tagebuch schon öfter gelesen hat und immer verfolgt hat, wie es mir so ergangen ist. Ich freue mich riesig! Ich denke mir, dann sind diese Zeilen auch nicht umsonst…

22.02.2001

Felix findet auf dem Friedhof in Wedding seine letzte Ruhe. Es war zu Lebzeiten sein ausdrücklicher Wunsch, anonym bestattet zu werden. Mein Freund und Inge entsprechen diesem Wunsch und bringen Mittags noch ein paar Blumen zu dem Gedenkstein, der für alle anonymen Gräber dort aufgestellt ist. Inge ist froh, dass nun alle Dinge erledigt sind.

31.01.2001

Wir haben noch immer keine offizielle Nachricht zur Todesursache von Felix. Mein Freund übergibt die Angelegenheit einem Rechtsanwalt. Wir nehmen Inge oft zu uns, damit sie nicht so allein ist, und über den Tod ihres Mannes besser hinwegkommt.

20.01.2001

Inge, so der Name unserer Nachbarin, ist über den ersten Schock hinweg. Sie macht uns keine Vorwürfe, Felix war halt auch schon sehr alt und trug einen Schrittmacher. Ein Zusammenhang zwischen seinem Tod und dem Unfall können wir uns eigentlich nicht vorstellen. Der Arzt hatte auch im Krankenhaus gesagt, Felix währe an einem Herzinfarkt verstorben.

Unser Nachbar ist heute Morgen im Krankenhaus plötzlich verstorben. Da der Tod etwas mit dem Unfall zu tun haben könnte, wird der Leichnam sofort zur Gerichts- Medizin verbracht. Mein Freund wollte heute Morgen mit der Nachbarin ins Krankenhaus, um Felix (so sein Name) zu besuchen und da lag er nicht mehr in dem Zimmer. Die Beiden waren nicht zu erreichen gewesen sie hatten noch einen neuen Schlafanzug gekauft.

10.01.2001

Da der Nachbar noch immer große Schmerzen von dem Unfall hat, kommt er erneut ins Krankenhaus. Es wird ein Beckenbruch festgestellt. Da es sich um einen kleineren Bruch handelt, sagen die Ärzte, mit zwei Wochen liegen ist alles wieder gut.

08.01.2001

Ich habe in diesem Tagebuch noch nie von unseren Nachbarn erzählt. Ich habe gestern nicht geschrieben, dass unser Nachbar auch im Auto hinter mir gesessen hat. Da er nach dem Unfall ein paar Prellungen hatte, nimmt die Unfallambulanz ihn mit ins Krankenhaus. Dort werden aber keine größeren Verletzungen festgestellt.

07.01.2001

Ich habe noch einmal verdammtes Glück gehabt. Ich sitze als Beifahrer im Auto meines  Freundes, wir kommen gerade vom Einkaufen zurück. Mein Freund übersieht beim Linksabbiegen ein entgegen- kommendes Auto, welches uns auf meiner Seite rammt. Ich habe außer einer leichten  Prellung nichts abbekommen. Das Auto hat einen Totalschaden. Ein paar Zentimeter mehr und ich  hätte schwerste Verletzungen davongetragen.

05.01.2001

Ich liege mit einer dicken Grippe im Bett, die Ruhe zum Jahreswechsel war ja nun nicht, der Start von Single TV ist auf den 10.01. 0.00 Uhr verschoben, Karsten ist nach  Karlsruhe gezogen mein Jahreshoroskop verspricht mir ein glückliches und erfolgreiches Jahr…